Forschung
Schwerpunkte unserer Forschung sind:
Wirkungsweisen ärztlicher Vergütungssysteme
Vergütungssysteme sind ein ganz zentrales Instrument zur Steuerung der Gesundheitsversorgung. Ein Vergütungssystem sollte zum Ziel haben, Anreize für eine hohe Qualität der Versorgung zu setzen, und dabei gleichzeitig finanzielle Ressourcen sowie den Bedarf an Leistungen berücksichtigen. Oft wird dieses Ziel nicht erreicht. Es werden beispielsweise zu viele oder zu wenige Leistungen erbracht oder bestimmte Patientengruppen diskriminiert.
Unsere Forschung befasst sich damit, welche Anreize und Fehlanreize verschiedene Vergütungsformen auf das ärztliche Verhalten haben. Die Herausforderungen bei der Erforschung der Vergütungsanreize sind hoch: Komplexe Regelungen und Zusammenhänge bestimmen heutzutage, wie ärztliche Leistungen vergütet werden. Die Qualität einer Behandlung hängt zudem – neben dem Vergütungssystem – von einer Unzahl weiterer Faktoren ab, die man nicht immer beobachten, geschweige denn messen kann.
Wie können wir also erforschen, welchen direkten Einfluss ein bestimmter Vergütungsanreiz ausübt? Wir nutzen dafür die Methode der experimentellen Wirtschaftsforschung. Mit Hilfe von Labor- oder Feldexperimenten ermöglicht diese Methode uns, das Essenzielle einer Entscheidungssituation abzubilden und gezielt einen Vergütungsparameter (bspw. die Einführung einer qualitätsorientierten Bonuszahlung) zu ändern. Wir können dann eine mögliche Verhaltensänderung (bspw. eine verbesserte Versorgungsqualität) direkt auf die Parameteränderung zurückführen!
Wahl von Krankenversicherungen
Wir beobachten, dass Menschen nicht immer die objektiv beste Versicherung wählen. Das kann verschiedene Gründe haben. Wir erforschen diese Gründe und konzentrieren uns dabei auf die Entscheidungsfindung: Wie verändert sich die Entscheidung, wenn der Entscheidungsaufwand steigt, d.h., wenn mehr Verträge zur Auswahl stehen und die Verträge komplexer werden? Werden Heuristiken genutzt? Anhand dieser Fragen lassen sich typische Verhaltensweisen und zahlreiche Anomalien im Gesundheitsmarkt erklären.
Ein weiterer Bereich, den wir im Zusammenhang mit Versicherungsentscheidungen beleuchten, liegt in der Wahrnehmung und Gewichtung von Risiken. Wir nehmen dabei an, dass es wesentliche und systematische Abweichungen zwischen objektiven Risiken und den von den Entscheidern wahrgenommenen Risiken geben kann. Zum Beispiel können sich viele Menschen Risiken mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit aber mit hohem potenziellem Schaden nur schwer vorstellen und versichern diese Risiken tendenziell zu wenig. Andere Risiken werden häufig überschätzt und sind entsprechend überversichert, bspw. Unfallrisiken.
Welche Krankenversicherungsentscheidungen folgen aus diesen Beobachtungen? Ist die objektiv beste Entscheidung auch die individuell wahrgenommene beste Entscheidung im Sinne der Risikopräferenzen? Verbessert sich die Versicherungswahl, wenn eine Entscheidungshilfe implementiert wird, welche die Verträge mit präferierten Vertragsattributen besonders hervorhebt und damit gleichzeitig die Komplexität verringert? Die Ergebnisse der Forschung können zum Beispiel dazu dienen, gezielte Strategien für ein besseres, rationaleres Versichern abzuleiten und Versicherungsverträge besser auf die Präferenzen der Versicherten auszurichten.