Input for the Section “Science and Technology Studies”, Symposium VW Foundation „Wissenschaftsforschung im Fokus – Potentiale und neue Perspektiven“, 6-7th July 2022, Schloss Herrenhausen, Hannover (event language: German)
24 June 2022, by CGG
Photo: Tanja Bogusz
Die Science and Technology Studies (STS) sind aus der deutschen Wissenschaftslandschaft nicht mehr wegzudenken. In ihrem Impulsbeitrag führt Tanja Bogusz diese Entwicklung auf drei Aspekte zurück: Erstens stärken STSForscher:innen inter- und multidisziplinäre Reflexionsweisen – insbesondere die der traditionell besonders weit auseinanderliegenden Natur- und Technikwissenschaften auf der einen, und den Sozial- und Geisteswissenschaften auf der anderen Seite – in Zeiten von Klimawandel und Artensterben mithilfe empirisch fundierter Vermittlungsleistungen. Zweitens bieten die STS eine inzwischen über 40 Jahre entwickelte Kompetenz für die Profilierung, Übersetzung und Integration komplexer wissenschaftlicher Forschungspraktiken, die von der Mikro-Ebene der Alltagsbeobachtung über die Meso-Ebene praxisrelevanter Organisationen bis zur Makro-Ebene transnationaler Wissenschafts-Governance reicht. Gerade weil STSForschung häufig zwischen inter- und transdisziplinären Wissens-Konstellationen vermittelt, bietet sie damit drittens methodologische Lösungsansätze zur Überwindung unproduktiver Differenzen zwischen Natur- und Sozialwissenschaften, die für die Bewältigung der planetarischen Zukunftsaufgaben im Anthropozän dringend benötigt wird. Die STS stellen damit „dritte Wissensräume“ zwischen den Disziplinen zur Verfügung, die zugleich zivilgesellschaftliche Reflexionsprozesse anstoßen können. Es ist zu erwarten, dass diese spezifische Vermittlungs-Expertise angesichts der Zunahme komplexer und disruptiver Krisen und Konflikte in der Weltgesellschaft; aber auch aufgrund der gerade von jüngeren Akademiker:innen mit Begeisterung verfolgten Organisationsfortschritten von STS in Deutschland einen weitere und vielversprechende Relevanzsteigerung erfährt.