Forschung
Die Profilinitiative Gewalt und Sicherheitsforschung der WiSo-Fakultät wird in drei Forschungsfeldern weiterentwickelt:
Ein erstes Forschungsfeld beschäftigt sich mit entstehenden Sicherheitslandschaften und internationalen Friedensordnungen. In einem durch die Landesforschungsförderung der Freien und Hansestadt Hamburg in den Jahren 2020-2024 geförderte Graduiertenkolleg Democratising Security in Turbulent Times untersuchen wir die Möglichkeiten und Grenzen demokratischer Sicherheitspolitik in Zeiten fundamentaler Veränderungen. Im Projekt Conflict and Cooperation at the Climate-Security Nexus (CLICCS B3) tragen wir zur Arbeit des Exzellenzclusters Klima, Klimawandel und Gesellschaft der Universität Hamburg bei. Im Projekt Situational awareness: Sensing security in the city werden gegenwärtige Sicherheitsstrategien unter dem Vorzeichen unvorhersehbarer Gefahren wie etwa terroristische Anschläge im urbanen Kontext erforscht. Das Projekt International police missions: foreign experts in conflict-affected states untersucht die Rolle von Polizeien als Akteure globalen Regierens.
Ein zweites Forschungsfeld fragt nach Narrativen von Unsicherheit und der Radikalisierung der Öffentlichkeit: Dabei werden zum einen apokalyptische Narrative untersucht, die sich im globalen Klimaaktivismus, und auf ganz andere Weise in den Protesten gegen die Coronamaßnahmen oder im Diskurs der radikalen Rechten artikulieren. Zum anderen geht es um die Destabilisierung und Polarisierung nationaler Öffentlichkeiten, in denen Extremgruppen auf Plattformen mittels Taktiken der digital information warfare radikalisieren und, auch jenseits des digitalen Raums, verbale und physische Gewalttaten verüben (Kooperationsprojekt SNF-Loughborough University). Ferner wird das Meta-Narrativ des Mythos von Krieg und Frieden untersucht (DAAD/CONACYT/CSS).
Ein drittes Feld beschäftigt sich mit umstrittenen Normen und Recht im Konflikt. In den Internationalen Beziehungen hat die Forschung zu Kontestation von Normen den Blick auf neue Sicherheitsakteure gelenkt, deren Praktiken einen wesentlichen Beitrag zur Transformation von Gewalt leisten. So haben im Rahmen der Women, Peace and Security-Forschung Studien zur Übertretung des Verbots von sexualisierter Gewalt an Frauen und Mädchen in Kriegsprozessen gezeigt, dass die Inklusion betroffener Akteure in die Ausgestaltung neuer Sicherheitsstrategien nachhaltig beeinflussen kann. Als übergeordnete Frage interessiert die Forschenden dabei, wie und warum sich bestimmte Vorstellungen von legitimen und illegitimen Gewaltformen im humanitären Völkerrecht niederschlagen und wie das Völkerrecht seinerseits auf diese Vorstellungen – wie auch auf die Gewaltausübung – zurückwirkt. Ein bei der DFG eingereichtes Projekt fragt nach der Bedeutung, die die Zerstörung und Rekonstruktion von Architektur für das Selbstverständnis von Gesellschaften und die Entstehung von „Gemeinschaft“ hat.