Forschung
Wie lässt sich der gegenwärtige Strukturwandel von Arbeit und ihrer institutionellen Regulierung beschreiben und welche Folgen resultieren daraus – etwa hinsichtlich Ungleichheiten von Bildung und Lebenschancen, hinsichtlich Wohlbefinden und Gesundheit, hinsichtlich der Geschlechterverhältnisse sowie des Verhältnisses von Arbeit und Leben und seiner räumlichen Organisation?
Welche endogenen und exogenen Faktoren sind zentral für die Wandlungs- und Umbruchsprozesse von Arbeit, wie werden Wandel und Umbruch institutionell und handlungspraktisch bewältigt? Wie lassen sich Ausmaß und Tiefe des Wandels bestimmen, und wo finden sich Kontinuität und Stabilität?
Diese Fragen untersuchen wir in der Zusammenarbeit unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen: Soziologie, Volks- und Betriebswirtschaftslehre, Erziehungs- sowie Rechtswissenschaften, Psychologie, Politikwissenschaften, Medizin und Theologie.
Die Profilinitiative beschäftigt sich mit der Frage, wie sich der gegenwärtige Strukturwandel von Arbeit charakterisieren und erklären lässt und welche sozialen Folgen daraus resultieren – etwa hinsichtlich Wohlbefinden und Gesundheit von Beschäftigten, hinsichtlich sozialer Ungleichheiten, Bildung und Lebenschancen, hinsichtlich der Geschlechterverhältnisse sowie hinsichtlich des Verhältnisses von Arbeit und Leben und seiner räumlichen Organisation.
Derzeit sind vielfältige Anstöße für Umbrüche in der Arbeit und ihrer institutionellen Regulierung zu diagnostizieren: Digitalisierung, sozial-ökologische Herausforderungen, wirtschaftliche und politische (De- )Globalisierungsprozesse sowie aktuell insbesondere die Corona-Krise. Wie tief diese Wandlungsprozesse reichen – ob es sich bei ihnen um disruptiven Wandel, um grundlegende Krisen von Entwicklungsmodellen oder um langfristige Transformationen und um nachhaltige ökonomische und soziale Innovationen handelt – ist umstritten. Zudem lassen sich neben Umbrüchen und Wandel ebenso Stabilitäten, Kontinuitäten und Beharrungskräfte in der Arbeitswelt erkennen.
Auch wenn abhängige Erwerbsarbeit von besonderer Relevanz ist, so wird ein umfassendes Bild erst möglich, wenn die Vielfalt unterschiedlicher Formen von Arbeit und ihre jeweiligen Arrangements einbezogen werden: bezahlte und unbezahlte, formelle und informelle, häusliche und betriebliche, mobile und ortsgebundene, selbständige und abhängige sowie produzierende und sorgende Arbeit. Entsprechend verstehen wir Arbeit als „gesellschaftliche Arbeit“.
Eine zentrale Rolle für die Entwicklung von Arbeit sowie für die Strukturen sozialer Ungleichheit spielen die Ausgestaltung institutioneller, insbesondere wohlfahrtsstaatlicher Rahmenbedingungen (Systeme der sozialen Sicherung, Lohnverhandlungsformen, Arbeitsmarktregulierung, Institutionalisierungsformen von Berufen) und ihre rechtliche Regulierung, die Prinzipien betrieblicher und unternehmerischer Organisation sowie technologische Entwicklungsparameter und nicht zuletzt deren kulturelle Grundlagen (z.B. normative Ansprüche und Orientierungen). Im Wandel begriffen sind damit nicht nur die Organisation und Regulierung von Arbeit, sondern auch ihre Bewertungsprinzipien, also das, was als ‚gute Arbeit‘ gilt.
Die Komplexität des Forschungsgegenstands macht multi-, inter- und transdisziplinäre Herangehensweisen notwendig. Wirtschafts-, sozial- und verhaltenswissenschaftliche Ansätze sind dabei ebenso zentral wie erziehungswissenschaftliche, juristische und medizinische Perspektiven, Modelle und Theorien. Wir greifen zurück auf ein komplexes Set verschiedener Erhebungsmethoden: qualitative, quantitative und experimentelle. Im Ergebnis entsteht eine mehrdimensionale Analyse der Wandlungsprozesse von Arbeit und sozialer Ungleichheit wie auch von Beharrungskräften und Kontinuitäten, die zugleich einen Beitrag zur Förderung ökonomischer, sozialer wie auch ökologischer Nachhaltigkeit leistet.