Neue Forschungsgruppe "Bedeutender struktureller Wandel" bewilligt
8. Juli 2024
Foto: UHH/Lutsch
Wie und warum verändern sich Wahrnehmung und Akzeptanz politischer Regeln und Institutionen? Mit dieser hochaktuellen Frage beschäftigt sich die neue Forschungsgruppe „Bedeutender struktureller Wandel“ unter Leitung von Prof. Dr. Dr. Lydia Mechtenberg (Professur für VWL, insb. Politische Ökonomie, FB VWL).
Mithilfe verschiedener theoriegestützter Labor- und Umfrageexperimente sowie anderer empirischer Methoden werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der neuen Forschungsgruppe „Bedeutender struktureller Wandel“ (FOR BISC) die kausalen Mechanismen gesellschaftlichen Wandels untersuchen. Von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung erhält sie dafür für die kommenden vier Jahre voraussichtlich mehr als drei Millionen Euro.
Dabei liegt der Fokus insbesondere auf Veränderungen, die das Potenzial haben, gesellschaftliche Strukturen zu erschüttern. „Wir leben in einem komplexen Netz aus Regeln, die bestimmen, wie Staat, Wirtschaft und Gesellschaft organisiert sind. Als Bürgerinnen und Bürger einigen wir uns auf diese Regeln und definieren über sie Institutionen, die bestimmte Aufgaben erfüllen sollen“, erklärt Gruppensprecherin Prof. Dr. Dr. Lydia Mechtenberg.
In der FOR BISC wird nun untersucht, wie sich drei entscheidende Triebkräfte des Wandels – Klimawandel, Globalisierung und technologischer Wandel sowie Massenmigration – auf die Gesellschaftsstruktur auswirken.
„Durch diese externen Einflüsse kommt es zu einer Umverteilung von materiellen und immateriellen Kosten und Nutzen. Dadurch können sich zum Beispiel Überzeugungen über die Qualität der bestehenden Institutionen ändern. Auch durch eine Veränderung der eigenen Werte können neue politische, soziale und wirtschaftliche Konflikte entstehen. All das kann die Legitimität von Institutionen beeinträchtigen“, so Mechtenberg.
Diese Konflikte und der Legitimitätsverlust können Ursache für einen tiefgreifenden strukturellen Wandel sein. Die Mitglieder der FOR BISC wollen herausfinden, welche Reaktionen auf die gesellschaftlichen Konflikte zu welcher Art von Wandel führen. „Wenn die gesellschaftliche Struktur selbst an Legitimität verliert, kann der Konflikt eskalieren, und es kommt zu plötzlichen tiefgreifenden Veränderungen. In anderen Fällen sind die Reaktionen und der Wandel eher schleichend“, erläutert Mechtenberg. In sieben Teilprojekten werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, wie die Triebkräfte des Wandels und die verschiedenen Prozesse des Wandels ursächlich zusammenhängen. So soll eine umfassende Theorie dieses Wandels entwickelt werden.
Insgesamt hat die DFG neun Forschungsgruppen und eine Kolleg-Forschungsgruppe neu eingerichtet. Dieses Förderformat ermöglicht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Gefördert werden die Projekte in der ersten Phase für vier Jahre.
Das Dekanat gratuliert Frau Mechtenberg zur Bewilligung des Projekts.