Forschungsschwerpunkte
- Kritische Sicherheitsforschung
- Gewaltsoziologie
- Internationale Politische Soziologie
- Sicherheit im urbanen Raum
- Grenzsicherheit und Migration
Die Professur für Soziologie, insbesondere Gewalt- und Sicherheitsforschung befasst sich schwerpunktmäßig mit den Wechselwirkungen von Gewalt- und Sicherheitspraktiken in urbanen Räumen sowie an den europäischen Außengrenzen.
Aufbauend auf Debatten in der neueren Gewaltsoziologie untersuche ich unter anderem die Rolle von Gewalt in der (Re-)Produktion sozialer Ordnungen in urbanen Räumen, die als unsicher designiert werden. Am Beispiel von Deutschland und Italien untersuche ich, wie Gewalt, Gefahr und Sicherheit von verschiedenen Akteur*innen in diesen Räumen verstanden werden und wie sich gesellschaftliche Zugehörigkeit und soziale Ordnung durch polizeiliche Praktiken und Technologien einerseits und widerständische sowie einwilligende Anwohner*innen- und Betroffenen-Praktiken andererseits konstituieren. Dabei ist eine intersektionale Perspektive zentral, die race, class und gender als Analysekategorien miteinbezieht.
Auch an den europäischen Außengrenzen beschäftige ich mich mit den Wechselwirkungen zwischen Grenzsicherheit und Grenzgewalt. Gewalt ist eine zentrale Erfahrung im Migrationsprozess und wird durch EU-Grenzpraktiken maßgeblich ermöglicht und befördert. Diese Politiken führen dazu, dass Migrant*innen schon weit vor den EU-Außengrenzen Prozessen der Illegalisierung und Prekarisierung ausgesetzt sind. Aufgrund dieser Prozesse sehen sie sich mit einem Kontinuum der Gewalt konfrontiert, welches von Schleppern ebenso ausgeht wie von Polizei und Grenzschutz und von Herkunfts- über Transit- bis zu EU-Mitgliedsstaaten reicht. Hier untersuche ich, wie die Intensivierung bereits existierender Sicherheitspolitiken und -praktiken sich auf Migrationsprozesse auswirkt und vielfach droht, dieses Kontinuum der Gewalt noch weiter zu verschärfen.
Andererseits forsche ich zu den Institutionen, die EU-Grenzsicherheitspraktiken maßgeblich gestalten. So beschäftige ich mich aufbauend auf der kritischen Sicherheitsforschung und unter Einbeziehung organisationssoziologischer Perspektiven mit den institutionellen Dynamiken, welche Aushandlungsprozesse bezüglich existierender Sicherheitspraktiken mit beeinflussen. Hier spielen unter anderem Entkopplungsmechanismen eine wichtige Rolle, die es Institutionen wie der Grenzschutzagentur Frontex erlauben, Rhetorik und Praxis sowie verschiedene Aspekte ihrer Arbeit voneinander zu trennen. Auch die zunehmende Externalisierung von Grenzsicherung und Grenzgewalt führt zu neuen Aushandlungen von Sicherheit und Gewalt weit über EU-Grenzen hinaus, die ich näher untersuche.
In meiner Forschung nutze ich eine Vielzahl von Methoden (Interviews, Fokusgruppen, teilnehmende Beobachtungen, nonlocal ethnography, qualitative Dokumentenanalyse sowie quantitative Erhebungen) und verknüpfe sie in dem Bestreben, ihre ontologischen und epistemologischen Effekte sichtbar zu machen. So sehe ich wissenschaftliche Methoden nicht einfach als Mittel zum Zweck, eine objektive Realität greifbar zu machen, sondern verstehe sie als welterzeugend. Verschiedene methodologische Zugänge erlauben die Produktion unterschiedlicher Blicke auf soziale Phänomene, die jeweils andere Entwicklungen, Akteur*innen, Räume und Zeitpunkte in den Mittelpunkt rücken. In meiner Forschung setze ich verschiedene ‚Blicke‘ auf soziale Phänomene miteinander in Verbindung und reflektiere explizit darüber, wie verschiedene methodologische Zugänge bestimmte Phänomene als wissbar produzieren und welche Effekte dies hat.