Tagungen
Hier können Sie Informationen und Ergebnisse rund um die in der Vergangenheit vom Lehrstuhl veranstalteten Tagungen finden.
Digitaler Journalismus: Disruptive Praxis eines neuen Paradigmas
Der Journalismus, seine Akteure und Produkte durchlaufen einen tiefgreifenden Strukturwandel – sowohl das journalistische Handwerk als auch die redaktionellen Kommunikations- und Produktionspraktiken, aber auch die journalistischen Darstellungsweisen sind von den Einflüssen der Digitalisierung erfasst. Was mit der Erfindung des World Wide Webs 1991 und der Lancierung der ersten deutschsprachigen Website (Spiegel Online) 1994 begann, hat seither eine rasante, durch Dynamisierung und Vielfalt gekennzeichnete Entwicklung genommen, so dass wir mehr als 20 Jahre nach dem Erscheinen der ersten journalistischen Präsenz im deutschsprachigen WWW von einem vollwertigen „Digitalen Journalismus“ sprechen können.
Die Auswirkungen der Konvergenz der Medien und der Digitalisierung des journalistischen Alltags reichen weiter als das, was herkömmlich als Onlinejournalismus bezeichnet wird, denn sie erfassen nahezu alle Formen des journalistischen Handelns, alle Bereiche journalistischer Organisationen und alle Felder des Journalismus insgesamt. Den vielfältigen Chancen der Entwicklung – neue Formen des Geschichtenerzählens, der multimedialen Darstellung, der Vernetzung unterschiedlicher Angebote – stehen aber auch Herausforderungen gegenüber. Nicht nur die Suche nach einem tragfähigen digitalen Geschäftsmodell, sondern auch die Berücksichtigung mobiler Nutzungsweisen und der Fragmentierung der Aufmerksamkeit in sozialen Netzwerken erfordern neue Lösungen.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen diskutierten rund 150 Gäste, darunter Wissenschaftler, Journalisten und viele Studierende, am 5./6. November an der Universität Hamburg die „disruptive Praxis eines neuen Paradigmas“. Themen waren unter anderem Neuerungen in der der journalistischen Ausbildung, Probleme im Umgang mit dem Publikum und die Vorzüge des Digitalen Storytellings.
Die wissenschaftlichen Beiträge und kontroversen Diskussionen der zweitätigen Konferenz können gesammelt nachgelesen werden. Die auf Message Online veröffentlichten Tagungsberichte wurden von Master-Studierenden des IJK im ersten Semester verfasst. „Unsere Tagung war nicht nur ein wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn“, so Prof. Volker Lilienthal, „sondern auch eine ideale Praxisübung für unsere Studierenden. Ihre Berichte zeigen, dass sie sich ernsthaft mit dem digitalen Wandel des Journalistenberufs befassen und sich darauf einzustellen lernen.“
Alle Berichte finden Sie unter http://www.message-online.com/category/digijour2015/. Die Keynote des Bloggers Christian Jakubetz sowie die anschließende, von Volker Lilienthal moderierte Podiumsdiskussion gibt es auch als Video.
PR und Journalismus
Partner oder Gegner?
Sie liefern Hochglanzbilder für Fernsehredaktionen, sendefähige Gratis-Beiträge für Radiosender, Meldungen für die auf Hochtouren laufende Nachrichtenmaschinerie: die Public-Relations-Profis in Deutschland. Sie propagieren den Dialog – doch bei unangenehmen Fragen blocken sie ab, oft genug behindern sie Recherchen und vernebeln die Fakten. Abseits der Öffentlichkeit geben PR-Berater den Themen einen Spin, der von Konzernen oder Politikern gewünscht wird, sie entwerfen Pläne für Kampagnen und Kommunikationsfeldzüge, arbeiten immer wieder auch verdeckt an der Beeinflussung der öffentlichen Meinung.
Im Journalismus sind die PR-Angebote trotzdem willkommen: Für fragwürdige Exklusivmeldungen und kurzlebige Schlagzeilen kooperieren Redaktionen mit den Kommunikationsstrategen; freie Journalisten nehmen lukrative PR-Aufträge von Unternehmen an; PR-Berater und Lobbyisten wechseln die Seiten, um Redaktionen zu leiten; Hochschulen binden Pressesprecher in die Ausbildung des journalistischen Nachwuchses ein.
Verschiebt sich durch diese Entwicklungen das Kräfteverhältnis zwischen Journalismus und Public Relations? Welche Folgen haben die Professionalisierung der PR-Branche und die schleichende Deprofessionalisierung im Journalismus? Was muss geschehen, damit sich der Qualitätsjournalismus trotz der Verflechtungen von Journalismus und PR behaupten kann? Bei der Fachkonferenz „Journalismus und PR – zwischen Kooperation und Konfrontation“ wollten die Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur an der Universität Hamburg und die Journalisten-Organisation netzwerk recherche e.V. Antworten auf diese Fragen finden. Die Tagung fand von Freitag, 11. Februar, bis Samstag, 12. Februar 2011 in Hamburg statt.
Die Ergebnisse wurden umfangreich dokumentiert - u.a. in einer Netzwerk-Recherche-Werkstatt und einer Tagungsdokumentation der Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur.