Transnationale Reproduktionsökonomien
Unser Alltagsverständnis von menschlicher Fortpflanzung, Abstammung, Vererbung oder Verwandtschaft wird immer wieder durch technologische Neuerung herausgefordert. „Egg freezing" erlaubt es manchen Frauen*, eine Familiengründung auf einen späteren biographischen Zeitpunkt zu verschieben. Für lesbische Paare besteht die Möglichkeit einer geteilten „Mutterschaft“, wenn z.B. eine Frau* eine Eizelle spendet und die andere das Kind austrägt. Schwule Paare können sich mithilfe einer Leihmutterschaft ihren Kinderwunsch erfüllen. So stellen Reproduktionstechnologien heteronormative und essentialistische Konzeptionen von Reproduktion, Familie und Sexualität infrage, gleichzeitig wird aber die Bedeutung genetischer und biologischer Verwandtschaft reproduziert, ja zum Teil sogar verstärkt. Diese gesellschaftlichen Veränderungen bringen zugleich Unbehaglichkeiten und eine Befreiung aus dem heterosexuellen Paradigma der Fortpflanzung mit sich. Sie sind mit Ambivalenzen verbunden, die für manche Menschen mehr Freiheiten bringen, während die Freiheit und Rechte anderer Menschen gefährdet werden.