Soziale Selektivität von Wohnstandortentscheidungen im Hinblick auf Grünräume und ihre Auswirkungen auf die Lebensqualität
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Die in vielen deutschen Ballungsräumen herrschende Wohnungsknappheit hat den Wohnungsbau auf der politischen Agenda nach oben gerückt. Dies führt vielerorts zu Konflikten mit dem Naturschutz und zieht Bürgerproteste gegen Nachverdichtung nach sich, insbesondere wenn sie mit der Bebauung von Grünflächen einhergeht. Gleichzeitig ist der Wohntraum vom „Häuschen im Grünen“ weit verbreitet, und die Zersiedelung der Landschaft durch die Ausweisung immer neuer Wohngebiete „auf der Grünen Wiese“ hält an.
Die Lebenslaufforschung hat schon früh gezeigt, dass der steigende Wohnraumbedarf bei Familiengründung häufig zu Umzügen an den Rand der Großstädte und in den ländlichen Raum führen, wo die Bau- und Wohnkosten vergleichsweise niedrig sind. Die Stadt-Land-Wanderung junger Familien korrespondiert mit dem Wunsch nach einer naturnahen Wohnumgebung für die Kinder, wozu auch ein eigener Garten zu zählen ist. Zusammenhänge von Wohnungswechseln mit Lebenslaufereignissen, wie der Geburt eines Kindes, sowie mit Individual- und Haushaltsmerkmalen, sind gut erforscht. In Deutschland gibt es allerdings erst wenige Studien zu den Determinanten des Wohneigentumserwerbs, und es fehlen generell Studien zum Einfluss externer Faktoren, wie Eigenschaften der Wohnumgebung, auf Wohnstandortentscheidungen.
Es gibt einige Evidenz dafür, dass eine grüne Wohnumgebung die Lebensqualität steigert. Gleichzeitig sind Wohnviertel mit altem Baumbestand und großen Gärten, sowie Wohnlagen an Parks und Uferzonen i.d.R. hochpreisig. Vor dem Hintergrund steigender Wohnkosten, steigender Verkehrsbelastung und hohem Bebauungsdruck wird die Frage der Umweltgerechtigkeit virulent. Es gibt nur wenige Studien, die die schichtspezifische Belastung mit negativen Umweltbedingungen, wie Lärm, Luftverschmutzung und einem Mangel an Grünflächen untersucht haben. Sowohl für Deutschland als auch international mangelt es an Studien, welche die Umsetzung von Umzugswünschen (Motiven), die auf Umweltgüter wie Grünräume, gute Luft und Ruhe zielen, systematisch prospektiv untersuchen. Nur so kann geklärt werden, welchen Stellenwert die Verbesserung der Umweltqualität bei einem Wohnungswechsel letztlich hat, und wem die Umsetzung von entsprechenden Wohnwünschen vergleichsweise gut oder schlecht gelingt.
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, sozial selektive Wohnstandortentscheidungen, insbesondere im Hinblick auf Grünräume, zu erklären und die Relevanz wohnungsnaher Grünräume für die Lebensqualität von Großstadtbewohnern unter Differenzierung sozialer Lagen zu analysieren. Damit soll ein relevanter Beitrag zur Untersuchung sozialer Ungleichheit bei Wohnstandortentscheidungen geleistet werden, der an die Forschung zur Umweltgerechtigkeit anknüpft. Darüber hinaus soll ein relevanter Beitrag zur Erklärung sozial selektiver Wohnstandortentscheidungen durch die Erweiterung des dreistufigen Migrationsmodells (Kalter, 1997; Kley, 2009; Kley, 2011) geleistet werden. Des Weiteren zielt die Studie auf die Verknüpfung der Wohnstandortforschung mit der Lebensqualitätsforschung. Dies soll anhand einer Primärdatenanalyse von Befragungsdaten aus einem Zwei-Wellen-Panel in zwei deutschen Großstädten, angereichert mit geo-referenzierten Strukturdaten, untersucht werden.
- Dauer: 2020-2024
- Projektleitung: Prof. Dr. Stefanie Kley, Tetiana Dovbischuk
- Drittmittelgeber: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)