Dschibuti


Die SOS-Kinderdörfer und der Verband Deutscher Reeder planen in Dschibuti ein Zentrum für eLearning. Als „kleines Tor zur Welt“ soll es Modellcharakter für die ostafrikanische Region haben und einen Beitrag zur Prävention von Piraterie leisten. Im Rahmen der Planungen für das Bildungszentrum besuchte die dschibutische Ministerin für Frauenförderung und Familie mit Vertretern der SOS Kinderdörfer die Universität Hamburg, um sich zum Thema eLearning auszutauschen.
Entwicklungsland Dschibuti
In der Öffentlichkeit wird das kleine Land am Horn von Afrika ja am ehesten noch als Basis militärischer Maßnahmen gegen Piraterie und Terrorismus wahrgenommen; im April dieses Jahres auch als Umschlagsplatz eines deutschen Frachters, der im Verdacht stand, in Dschibuti Waffen für Syrien an Bord genommen zu haben.
In dem strategisch bedeutenden Land, dessen innere Probleme eben auch nicht öfter im Fokus der Öffentlichkeit stehen wie die Probleme anderer Entwicklungsländer, will sich die Hilfsorganisation SOS Kinderdörfer jetzt stärker engagieren – und zwar mit einem eLearning-Zentrum. In diesem Zusammenhang nahmen die SOS Kinderdörfer mit der UHH Kontakt auf.
Dschibuti leidet seit nunmehr sieben Jahren unter der Dürre in der Region. Für etwa 120.000 Menschen – die Bevökerungszahl wird auf 500.000 bis 750.000 geschätzt – soll sich die Versorgungslage zuletzt drastisch verschärft haben. Die industrielle Produktion der ehemaligen französischen Kolonie gilt als unbedeutend, während der Dienstleistungssektor sich auf Häfen, die Verwaltung, das ausländische Militär und den Luftverkehr konzentriert. Knapp ein Drittel der Dschibutianer gelten als Analphabeten, bei den Frauen soll der Anteil über 40% liegen. Eine Schulpflicht gibt es nicht, die Lebenserwartung Neugeborener wird mit etwa 40 Jahren angegeben.
„Der Mangel an Wasser, die fehlende Immunisierung und die schlechten hygienischen Bedingungen sind häufige Ursachen für die Erkrankungen und das Sterben der Kinder“, so eine Analyse der SOS Kinderdörfer. Die Kinder von Dschibuti seien im Wesentlichen von fehlender medizinischer sowie rechtlicher Betreuung, Kinderprostitution, Kinderhandel und HIV/AIDS bedroht.
Schon seit 2010 bemüht sich die Hilfsorganisation um den Bau eines SOS-Kinderdorfes, um damit die Lage elternloser Kinder zu verbessern. Bereits geplant sind auch ein Kindergarten und ein offenes Familienstärkungsprogramm, das sich an ganze Gemeinden richtet.
eLearning-Zentrum als „Kleines Tor zur Welt“
Jetzt haben sich die SOS-Kinderdörfer für das als Bibliothek und Ausbildungsort konzipierte eLearning-Zentrum mit dem Verband Deutscher Reeder (VDR) zusammengetan. „Wir möchten mit diesem Projekt deutlich machen, dass die dauerhafte Lösung des Piraterie-Problems – oder zumindest seine Eindämmung – davon abhängt, dass in der Region eine gute soziale, wirtschaftliche Entwicklung stattfindet“, so Ralf Nagel, Geschäftsführendes Mitglied des Präsidiums des VDR. Dazu müsse man versuchen, den jungen Leuten eine Perspektive zu geben.
Über ihre konkreten Pläne informierten die SOS-Kinderdörfer und der VDR vorige Woche in Hamburg anlässlich eines Besuches der Ministerin für Frauenförderung und Familie aus Dschibuti, Hasna Barkat Daoud. „eLearning kann helfen die Untätigkeit, unter der tausende junger Menschen in Balbala leiden, zu bekämpfen“, so die Hoffnung der Ministerin. „eLearning ist ein ideales Feld, um zu lernen, aber auch um Ideen zwischen verschiedenen Gemeinden und Generationen auszutauschen“, sagte Ministerin Hasna.
Tags zuvor hatte Ministerin Hasna die Universität Hamburg besucht. Dabei zeigte sich schnell, dass die erbetene Darstellung des eLearning an der UHH niemanden weiter brachte. Interessanter waren Hinweise auf Ansätze mit niedriger Einstiegshürde bei gleichzeitig hoher Chance auf Eigendynamik, wie „Hole in the Wall„. Oder die international steigende Zahl sogenannter „Massive Open Online Courses“. Und der „eLearning Africa 2012 Report“.

v.l.n.r.: Katja Teske (SOS Kinderdörfer), Heiko Witt (UHH), Ahmed Ibrahim (SOS-Kinderdörfer Somalia und Somaliland), Hasna Barkat Daoud (Ministerin für Frauenförderung und Familie in Dschibuti), Angela Peetz (eLearning-Beauftragte der UHH), Nikola Hofmann & Jeanne Mukaruhogo (SOS Kinderdörfer), Amina Abdi Said & Osman Djama Ousman (Ministerium für Frauenförderung und Familie in Dschibuti)